Mit dem Katamaran über den Fjord
eine Reportage von Reemda Goesmann
Das Südende Neuseelands ist ein Paradies für jeden Entdecker. Rau, zerklüftet und trotzdem charmant ist es eine der interessantesten Regionen Aotearoas. Und eine Sehenswürdigkeit darf bei einem Trip durch den Süden ganz sicher nicht fehlen: Der Milford Sound.
Mit Jucy zum Milford Sound
Der Milford Sound ist der wohl bekannteste Fjord in Neuseeland – wenn nicht überhaupt das bekannteste Reiseziel des Landes, immerhin wird er von manchen als achtes Weltwunder betitelt. Man wird kaum einen Neuseeland-Touristen treffen, der nicht immerhin von Land aus den beachtlichen Fjord auf sich hat wirken lassen. Und trotzdem – wobei das vielleicht daran lag, dass ich im späten Herbst da war – agieren die Cruise-Unternehmen mit großer Begeisterung (und guter Organisation) und schaffen es so, dass die Teilnehmer der Touren sich nicht wie in einer Massenabfertigung fühlen.
Pünktlich morgens um zwanzig vor neun steht der jucy-Bus vor meinem Motel in Te Anau. Wir sammeln noch einige andere Mitfahrer auf, dann machen wir uns auf den Weg zum Milford Sound. Unser Fahrer ist gut gelaunt und versorgt uns immer mal wieder mit Wissenswertem zu den Orten, an denen wir vorbeikommen.
Der erste Stopp ist bei den sogenannten Mirror Lakes. Wie der Name schon sagt, sieht man in ihnen bei gutem Wetter ein fast perfektes Spiegelbild der Bergkette hinter ihnen. Als wir ankommen, ist es leider ein bisschen windig und nieselt leicht, weswegen die Berge sich ein bisschen gekräuselt im Wasser spiegeln.
Als nächstes machen wir Halt bei einem kleinen Fluss, der mit rauen Felsen, die im Flussbett verstreut sind, und kristallklarem Wasser mit leicht hellblauer Farbe begeistert. All diejenigen, die noch nicht in Neuseeland waren, denken oft, dass das leuchtend blaue Wasser, das man auf Postkarten sieht, digital nachbearbeitet ist. Doch spätestens bei dieser Tour lernt man: Nein, das sieht tatsächlich so aus. Die Fluten haben tatsächlich diese unglaubliche, absolut surreal scheinende Farbe.
Nachdem wir eine ganze Weile vor dem Homer Tunnel warten mussten (und die Gelegenheit genutzt haben, einige Fotos von den schroffen Felsen, die uns umgeben, zu knipsen), folgt ein weiterer Stopp:
Wir halten an einem Parkplatz, relativ klein und ganz schön unspektakulär. Eigentlich gibt es hier nichts zu sehen. Doch unser Fahrer kennt die Region gut – er weiß, dass sich auf diesem Parkplatz häufig Keas aufhalten.
Und tatsächlich: Nicht weit von unserem Bus entfernt stolziert einer der frechen Bergpapageien umher. Nach kurzem Beäugen unserer Gruppe scheint der Vogel zu entscheiden, dass wir nicht gefährlich sind. In aller Ruhe spaziert er über den Asphalt, pickt hier und da etwas auf, untersucht interessiert einen Minivan.
Gerne würde ich dem Kea noch weiter bei seinem Treiben zusehen, aber unser Fahrer stellt mit einem kurzem Blick auf die Uhr fest, dass wir uns ein bisschen beeilen müssen, um unseren Cruise noch rechtzeitig zu erreichen. Wir fahren also weiter und kommen wenig später – zeitlich tatsächlich recht knapp – am Bootsanleger an, wo wir gegen halb zwölf an Bord des jucy-Katamarans gehen.
Von Wasserfällen und Seehunden
Fast ganz schaukelfrei gleitet das Boot über das Wasser, während wir es uns in seinem Inneren bequem machen. Es nieselt leicht; die tiefhängenden Wolken verleihen den rauen Klippen um uns etwas fast Mystisches. Obwohl es gemütlich ist unter Deck, habe ich schon bald das Bedürfnis, der Natur noch näher zu kommen. Und so statte ich erst kurz dem bootseigenen Pita Pit einen Besuch ab und stelle mich dann mit meinem Mittagessen in der Hand an die Brüstung.
Das Wasser hat eine tiefe, satt dunkel-türkise Farbe; zusammen mit den dunkelgrün bewachsenen Felsen bildet es einen eindrucksvollen Kontrast zum grauweißen Himmel. Hier und da finden kleine Rinnsale ihren Weg an den Felsen hinab. Einige von ihnen sammeln sich und stürzen als kraftvolle Wasserfälle von den Felskanten.
Als wir an der Meeresmündung des Fjords ankommen, halten alle Bootsinsassen fleißig Ausschau, denn manchmal lassen sich hier Wale oder Delfine sehen. Leider haben wir heute kein Glück. Trotzdem verharre ich am Geländer und kann mich kaum satt sehen an der beeindruckenden Natur.
Auf unserem Rückweg zahlt sich meine Beharrlichkeit doch noch aus: In einiger Entfernung sehe ich Seehunde, die zum Teil entspannt auf den Felsen liegen, zum Teil durchs Wasser schwimmen und miteinander spielen. Zusammen mit einem letzten, mächtigen Wasserfall, bei dem wir mit dem Boot fast direkt bis zu seinem Fuß fahren, ein großartiger Abschluss der Tour.
Auf der Rückfahrt mit dem Bus machen wir noch einige andere Zwischenstopps: Wir streunen durch Regenwälder mit komplexen, natürlich entstandenen Gesteinsformationen, tapern auf einer Hängebrücke über einen knallblauen, kleinen Fluss und bestaunen die tausend kleinen Wasserfälle, die dank des sachten Regens über die Berge verteilt sind. Nachdem unser aller Entdeckungslust befriedigt ist, kommen wir gegen halb fünf zufrieden wieder im Motel an.