Mit Delfinen cruisen in der Bay of Islands
eine Reportage von Reemda Goesmann
Wenn man von Northland, also dem Norden Neusselands, spricht, denken viele hauptsächlich an das Cape Reinga und den 90 Mile Beach. Doch die Ostküste des Nordens sollte nicht vergessen werden, denn auch hier verbergen sich großartige Landschaften, beeindruckende Sehenswürdigkeiten und eine vielfältige Fauna.
Mit Fullers Great Sights zum Hole in the Rock
Mittwochmorgen, zwanzig vor neun. Mein Wwoofing-Host setzt mich am Fährhafen von Paihia ab. Es ist frisch, ein bisschen regnerisch und ziemlich windig. Ich reihe mich in die Schlange der anderen Wartenden ein und überhöre prompt Gespräche darüber, ob es wirklich so eine gute Idee ist, heute loszuschippern.
Nachdem der Katamaran angelegt hat und der Kapitän uns begrüßt hat, bekommen wir von ihm tatsächlich zuerst eine Warnung: Der Wellengang ist stark, das Boot klein – es wird also schaukelig werden. All denjenigen, die schnell seekrank werden, rät er, lieber zuhause zu bleiben (mit voller Preiserstattung natürlich). Ich denke mir, dass es so schlimm schon nicht werden wird und gehe mit einigen anderen Mutigen an Bord.
Wir legen ab und fahren zunächst los nach Russell, um dort noch ein paar Mitreisende einzusammeln. Sie bekommen die gleiche Warnung vom Kapitän; einige von ihnen kehren um, andere schließen sich uns an. Als alle eingestiegen sind, geht es richtig los: Mit voller Kraft voraus stechen wir in See. Schon bald werden die Wellen höher, das Boot unruhiger – und mir schlecht.
Die Crew bemerkt mein etwas blasses Gesicht und bietet mir etwas zu Trinken und eine Tüte an, „just in case“. Ich bedanke mich, stelle mich dann aber einfach an die Brüstung. Mit dem Wind im Gesicht und der eindrucksvollen Bay of Islands vor den Augen ist die Übelkeit bald vergessen.
Hier und da fahren wir mal in eine Bucht oder näher an einen Strand und die Guides erzählen uns interessante Geschichten über die Einsiedler, die hier die Inseln bevölkert haben und zum Teil nach wie vor bevölkern. Leider bekomme ich das nur am Rande mit, denn ich bin damit beschäftigt, die fabelhafte Landschaft in mich aufzunehmen und zu genießen.
Während ich verträumt auf die Felsen, Küsten und Strände starre, sind andere glücklicherweise aufmerksamer als ich: Schon nur etwa eine Stunde nachdem wir losgefahren sind, erspäht einer der Mitfahrer eine kleine Delfinschule. Unser Kapitän bremst ein bisschen ab und navigiert uns ganz nah an die Gruppe heran. Die Delfine umkreisen unser Schiff, schwimmen eine Weile mit uns mit und tauchen dabei immer wieder auf und ab. Leider scheint ihnen das Wetter ein bisschen die Stimmung zu vermiesen, denn sie sind eher ruhig, springen oder spielen nicht.
Ein wenig verweilen wir noch bei den Delfinen, dann legen wir wieder an Geschwindigkeit zu und lassen sie hinter uns. Nach nur kurzer Fahrt taucht in der Ferne schon die „Motukokako Island“ (auch "Piercy Island" genannt) auf, in der der „Hole in the Rock“ ist.
Bei gutem Wetter fährt man mit dem Boot sogar durch die beeindruckende Höhle hindurch – für uns ist das leider nicht möglich, denn die hohen Wellen, die kraftvoll durch den Gesteinsbogen rauschen, machen es zu gefährlich. Trotzdem tut unser Kapitän sein Bestes, um uns so nah wie möglich an den „Hole in the Rock“ heranzubringen.
Mit unseren Kameras um dutzende Fotos reicher kehren wir nach einiger Zeit wieder um und machen uns auf den Rückweg.
Weiße Strände und Inselblick
Bevor wir zurück nach Paihia fahren, machen wir noch einen Zwischenstopp auf der „Urupukapuka Island“. Einige der Mitreisenden machen es sich auf Bänken nicht weit vom Strand entfernt gemütlich und gönnen sich ein paar Snacks. Andere, darunter auch ich, spazieren über Wiesen und durch einen kleinen Wald auf einen kleinen Berg in der Mitte der Insel.
Am Gipfel angekommen bietet sich uns ein trotz grauem Wetter spektakulärer 360°-Ausblick über die Bay of Islands. Hunderte kleiner Inseln liegen ringsherum verstreut im hellblauen Wasser, jede bewachsen mit dichtem Baumwerk. Einige von ihnen – zum Beispiel auch die „Urupukapuka Island“, auf der wir stehen – haben helle Sandstrände und mitunter sogar Wiesen, auf denen ein paar Schafe grasen.
Ganz gemütlich gehen wir wieder hinab, vorbei an Palmen, Farnen und einer kleinen Gruppe Pukekos bis zum Bootsanleger. Der Wind hat ein bisschen nachgelassen und so fahren wir etwas wellenloser und ruhiger zurück. Nach noch einigen weiteren Geschichten von unserem Kapitän kommen wir kurz vor eins in Russell an und zehn Minuten später auch in Paihia wieder an.